Etwas oder jemandem eine Chance geben. Wovon sprechen wir hier?
Ich darf heute auf meine Weise erneut hinter die Kulissen blicken, hinterfragen, einem Herzgefühl, einer Erkenntnis dessen folgen, sie zum Ausdruck bringen…
Herzlich willkommen liebe Leserinnen und Leser zu diesem Beitrag!
Da es sich so zu einer Vorliebe entwickelt hat, gewissen sprachlichen Äußerungen einmal auf den Grund zu gehen, darf ich mich dieses Mal dieser Aussage, "Ich gebe etwas, jemandem eine Chance", intensiver auseinander setzen. Nicht zuletzt, weil aus dieser unscheinbaren, gar positiv gemeinten Aussage, mitunter heftiges Konfliktpotential entstehen kann!
Freilich…
…schon aus alter Gewohnheit wird dieser Satz, diese Aussage jetzt nicht außergewöhnlich scheinen. Auffallen. Aufgrund sehr langer sprachlichen Gebrauches, hat sich das halt so eingebürgert.
Aus der gängigen Verwendung nun könnte man zum Beispiel ableiten, dass diese Aussage eine durchaus positive Wirkung haben könnte. Es wird etwas, jemandem, eine Chance zu etwas gegeben. Also eine Möglichkeit für etwas, jemanden. Toll!
Als eifriger Beobachter der Sprache stoße ich hier jedoch auf Widerspruch. Im Grunde genommen auch auf absolut bewertendes Objektdenken.
Die Oberflächenstruktur dieses Satzes ist unvollständig, für mich nicht wohlgeformt. Die Verbindung zur Tiefenstruktur fehlt. Und dem will ich mich nun widmen.
Rufen wir uns also am Besten diese Aussage konkret in Erinnerung. Und um es noch wirkungsvoller zu gestalten, personifizieren wir das ganze und "untermalen" das noch mit ein bisschen "Hintergrund".
Wo wird diese Aussage sehr gerne getroffen?
Zum Beispiel in Arbeitssituationen, in Beziehungen.
"Ich gebe Dir noch eine Chance!"
Der Chef wendet sich damit an den Mitarbeiter.
Ein Partner/eine Partnerin eben an sein/ihr Gegenüber in der Beziehung.
Wenn ich diesen Satz betrachte… Was ist unstimmig, was fehlt?
Zuerst schon einmal das Wort "noch".
Aus einer sprachlichen Intuition nun würde ich ableiten, dass entweder zuvor schon zumindest eine Chance gegeben wurde. Deshalb "noch" eine. Oder es fand zumindest vorher ein Ereignis, ein Verhalten, statt, welches nicht unbedingt das erwünschte Ergebnis erbrachte.
Und damit bin ich auch schon bei dem Wort "Chance".
Was beinhaltet diese? Was ist genau damit gemeint?
Derjenige, der diese Aussage tätigt, diese "Chance" gibt, erwartet also offenbar etwas. Hat mitunter eine ziemlich genaue Vorstellung, was der Mitarbeiter, der/die PartnerIn, innerhalb dieser erfüllen soll.
Ist also letztlich dieser wohlklingende Name der "Chance" nichts anderes, als sprachliche Tarnung letztlich einzig eigener Erwartung?!
Befinden wir uns hier nicht glasklar in einem bewertenden Objektdenken? Die Chance gilt als erfüllt, wenn es meinen Vorstellungen entsprechend erledigt ist. Und die Chance ist vertan, wenn nicht. Dann hat es Konsequenzen. Der Mitarbeiter verliert mitunter seinen Job. Eine Partnerschaft geht in die Brüche.
Das ist doch Handel!
Die sogenannte Möglichkeit (Chance) zu einer Verbesserung einer Sache, Situation etc. etc….nichts Anderes, als eine Art manipulatives Korrekturdenken. Mitunter auch Wunschdenken.
Und noch so als Zusatz: Fühle mal in diese Aussage hinein…! Für mich entsteht hier auch emotionell, energetisch eine Art Ungleichgewicht. Der, der Chance gibt, erhebt sich über den Anderen. Für mich nicht Großmut… sondern ziemlich augeklügelt verschleierte Überheblichkeit. Ego.
Die vorige Aussagebeispiel nun etwas anders formuliert:
"Ich gebe dem Mitarbeiter die Chance, dass er die ihm gestellte Aufgabe zu meiner Zufriedenheit erledigt."
"Ich gebe meinem Partner/meiner Partnerin die Chance, den begangenen Fehler zu berichtigen". In gerne verwendeter "Abwandlung" dieser Aussage: "Ich gebe der Beziehung noch eine Chance".
In beiden Fällen also meiner Vorstellung zu entsprechen.
Die Tiefenstruktur des Satzes wird schon langsam sichtbar. In beiden Fällen legt es offen, dass eben etwas nicht nach meiner Vorstellung gelaufen ist.
Und als Referenz zu dieser Tiefenstruktur könnte man nun darlegen, dass hier unbewusst gewisse Glaubenssätze, Regeln, Werte, innere Landkarten, heftig am Wirken sind. Wie genau etwas zu sein oder nicht zu sein hat! Also wie die Erledigung auszuführen ist, das Ergebnis auszusehen hat. Wie die Beziehung auszusehen hat.
Letzlich diese Glaubenssätze, Regeln, inneren Landkarten, aufgrund eigenen früheren Erlebens und Fassens von Gedanken und Emotionen, entstanden sind. Gespeichert wurden…
Und jetzt kommt die große "Gegenfrage": Und was wenn nicht?!? Was wenn diese Chance also vermeintlich "verplempert" wird…???
Respektiere ich damit noch mein Gegenüber? Lasse ich damit meinem Gegenüber noch sein/ihr Ich-Sein, seine/ihre Verantwortung? Oder greife ich damit in diese ein? Bin ich hier nicht im absolut bewertenden, gar verurteilenden Objektdenken…?
Ist eine solche "Chance" womöglich eine kaschierte Hoffnung, in gewisser Weise Abgabe von eigener Verantwortung?
Ich gebe jemand anderem eine angebliche Chance… weil es einfacher ist, eigene Mängel, Glaubenssätze, Regeln, innere Landkarten, auf das Gegenüber zu projizieren. Anstelle dieses eigene Chancen-Denken einmal zu hinterfragen. Weil es leichter ist, im Falle des "Versagens" die "Schuld" dem Anderen zuzuweisen.
Im Bereich Hirnforschung gibt es einen bekannten Vertreter dieser "Zunft", Pfof. Gerald Hüther. Ich habe hier für Dich liebe(r) LeserIn einen ca. halbstündigen Vortrag von ihm, in dem er sich fachlich, jedoch verständlich zum Thema Erwartungen, eigenen Vorstellungen ausdrückt. Und diese sind eben nicht unerheblich bei der genaueren Betrachtung der vermeintlichen Chance.
Viel Wissenswertes und Interessantes mit dem Beitrag:
Willkommen zurück! Konnte Prof. Hüther Dir verständlich machen, wie Erwartungen, Vorstellungen und zumeist folgend Forderungen, entstehen, funktionieren und wirken? Alles also Produktion unseres Gehirns!
Ein anderes Beispiel nun:
"Ich bewerbe mich bei einer Firma und erschaffe somit die Chance auf einen Job". Auch fein.
Wovon nun wird es abhängen, ob ich den Job bekomme?
Letztlich, dass genau ich die Vorstellungen, Erwartungen des Personalers, Chefs, erfülle?
Ja oder ja?
Ist das dann letztlich wirklich Chance…? Oder auch wieder nur verdeckter Handel? Angebot (Job) und Nachfrage (Bewerbung)…
Oder noch ein anderes Beispiel:
"Das Leben bietet viele Chancen". Klingt auch sehr gebräuchlich.
Worauf zielt dies jedoch ab? Wie wären diese Chancen zu definieren?
Was sich für den Einen als "Chance" darstellt, vermag für den Anderen gar nichts zu sein.
Steht hinter dieser Äußerung, letztlich in der Tiefe also auch ein gewisses Regelwerk, eine gewisse subjektive Interpretation? Was als Chance zu werten wäre und was nicht? Erneut also Bewertung…? Sind diese vermeintlichen Chancen nicht letztlich nur ein menschliches Gedankenkonstrukt, um es bennenen, ihm einen Namen geben zu können? Ist das Leben selbst nicht derart flexibel, dass sich jede Sekunde sozusagen Chancen ergäben… wir nur zuzugreifen bräuchten…? Sind wir da wieder bei der Schöpferkraft…? Wird nicht neuerdings durch Quantenphysik, Quantenphilosophie diese "Lebenschance" beleuchtet…?
Nur mal ein Gedanke… Wenn unsere Fähgikeiten nicht nur auf unsere 5 Sinne beschränkt wären… wieviele Türen von Chance wären da tatsächlich zu sehen…?
Ich für meinen Teil, sähe mich aus erläuterten Gründen veranlasst, mit diesem Wort Chance also eher vorsichtig umzugehen.
Denn – wie oft im Sprachgebrauch – entsteht eben durch ungenaue, teils getilgte, teils verzerrte Ausdrucksweise an der Oberfläche, ein gänzlich anderer Eindruck, als er in der Tiefe vorhanden ist. Es wird über den sprachlichen Ausdruck nur mehr teilweise oder gar nicht repräsentiert, was im Inneren an Wirkmechanismen bestimmend ist.
Gingen wir nun davon aus, dass wir die eigentliche Tiefenstruktur, also eine gewisse Erwartungshaltung, zum Ausdruck bringen wollten…
…dann getraute ich mich zu behaupten, dass es in heutiger Zeit einer gewissen Offenheit, ja sogar mitunter eines gewissen Mutes bedarf! Wir kommunizieren nicht mehr miteinander! Wir reden zwar, kommunizieren aber nicht (richtig). Zumindest gehen wir mit unseren Repräsentationssystem namens "Sprache" schlampig um. Man kann nicht nicht kommunizieren.
Denn im Falle "richtiger" Anwendung der Sprache, rede ich sozusagen mit "von wegen Chance" nicht mehr um den heißen Brei herum, sondern spreche direkt meine Erwartung an. Gegebenenfalls konkretisiere ich dann sogar noch diese Erwartung, damit ein Gegenüber überhaupt in die Lage gerät, dieser Erwartung zu entsprechen. Oder aber auch die Entscheidung zu treffen, dieser nicht zu entsprechen!
Aus welchem Grund tun wir das jedoch vielfach nicht? Das klare nutzen sprachlichen Potentials, sondern Herumeiern? Weil etwa – tief in uns – unser Selbstwert angekratzt ist? Gar demontiert ist? Weil wir u.a. einer Angst aufsitzen, den Anderen womöglich zu verletzen? Und schon schließt sich ein Kreis! Wenn ich ein gesundes Selbstbewusstsein habe, kann mich nichts verletzen. Ich werde eine Aussage eines Mitmenschen nehmen, als das was sie ist: eine Aussage mit einem Inhalt. Der entweder für mich bestimmt ist… bishin, dass er eigentlich nur mein Gegenüber "spiegelt". Dessen Weltbild, dessen Emotion, Zustand etc.
Beispiel: Mein Gegenüber bezeichnet mit verbal als "Arschloch". Na dann ist doch wohl klar, was hier grade läuft. Ich habe etwas in diesem Menschen getriggert, er gerät in Wut, beschimpft mich. Bin ich nun nicht selbstbewusst… dann wird dieses "Arschloch" meinerseits meinen gefühlten Minderwert triggern. Ich werde mich verletzt fühlen. Der Andere hat nur etwas gesagt. Buchstaben aneinander gereiht. Der Schmerz in mir, der berührt wird, ist schon da. Erschaffen irgendwann von mir selbst. Er, das Gegenüber hat diesen nur unbewusst wahrgenommen und seine Finge in diese Wunde gelegt. Bin ich mir meiner selbst bewusst (bitte nicht mit Ego verwechseln!!!), ist da keine Wunde, die in Resonanz gehen kann… dann bleiben dies nur aneinander gereihte Buchstaben.
So… genug dieses kleinen inhaltlichen Ausrittes…
Erwarten kann ich also alle Nase lang. Für mich. Wie ich lustig bin.
Ein Gegenüber darf jedoch für sich entscheiden, ob er/sie dem folgen wird bzw. will.
Es wäre reine Überschreitung von eigener Verantwortung, davon auszugehen, dass mein Gegenüber aufgrund meiner Vorstellungen, Glaubenssätze, Werte und Regeln, zu irgend etwas verpflichtet wäre!
Noch einmal in die Praxis…
Was würdest Du, liebe Leserin, lieber Leser, nun von folgendem Satz halten:
"Ich gebe Dir die Chance, über meine Worte nachzudenken"
Selbst wenn ich das Wort "Chance"… auf "Gelegenheit, Möglichkeit" austauschte… irgendwie bleibt da so ein schaler Nachgeschmack, oder…?
Ich würde die Sache mit der Chance nun zusammenfassen wollen:
Wir alle wurden ausnahmslos, von Geburt an (und sogar schon davor), einer gewissen Anpassung unterzogen. Vielfach begannen wir aufgrund verschiedener Erlebnisse, Erfahrungen, dazu entstandener Emotionen… unsere inneren Werte, Glaubensätze, inneren Landkarten, Lebensskripten, zu schaffen, nach denen sich unser Leben nahezu vollautomatisiert richtet. Eine in dem Sinne nicht 100 %ig vorteilhafte Funktion des Gehirns regelt, dass durch diese "Vollautomatisierung" nun auch ständig "Suchaufträge" laufen, um eine Bestätigung für dieses Wertedenken, diese Landkarten zu bekommen. Unbewusst wird unser eigenes Verhalten (!) dahingehend gesteuert, dass alles drauf hinausläuft, eine Bestätigung zu erhalten, ja gar zu provozieren. Damit wir dann sagen können: "Na bitte, ich habe doch Recht gehabt". Es geht schon beinah in die sogenannte selbsterfüllende Prophezeihung. Oder wie wir es eher schon gehört haben: Was und wie wir denken, lenken… oder erschaffen wir!
Erkennen wir aber diese mitunter fatale Einstellung? Wir suchen unbewusst gradezu danach, werden zu gedanklichen und emotionalen Wiederkäuern! Versperren uns selbst den Weg auf Veränderung. Leben. Und wundern uns aber dann, wenn´s früher oder später… immer und immer wieder knallt!
Recht gehabt. Ja. Subjektiv haben wir das. Unsere inneren Regeln, Werte, Landkarten wurden bestätigt. Und im Grunde ist es völlig legitim das zu tun. Es obliegt jedem von uns, unserer jeweiligen Verantwortung. Wir dürfen das für uns Leben. Für uns umsetzen.
Heikel könnte die Sache nun aber doch werden, wenn wir genau in jene Resonanz mit anderen Menschen gehen. Denn was für mich wichtig, richtig ist… muss es für mein Gegenüber noch lange nicht sein! Von der sogenannten Wahrnehmung angefangen, bishin über die Verschiedenen Repräsentationssysteme des Wahrgenommenen. Letzlich bis zur Werte-/Regel-/Gedankenschaffung und Verankerung. dem Ausleben derer.
Freilich…. da kommen nun spätestens jetzt solche Arrangements namens "Kompromiss" ins Spiel. Vereinbarungen also, wo zumindest zwei oder mehrere ein Arrangement treffen, zumindest ein wenig von eigener Wertvorstellung abzurücken, mögliche Gemeinsamkeiten zu finden oder schaffen… Es ist halt immer so eine Sache mit dem Kompromiss.
Kompromiss hat für mich so die Beutung… Ich mache etwas, was ich aber letzten Endes doch nicht will. Aber es soll, muss halt sein, um dies oder jenes zu ermöglichen. Also faule Lösung. Innere Offenheit fehlt, Festhalten an vermeintlich Beständigem wird sichtbar.
Wenn ich mir nun jedoch erlaube, jede Situation neu zu "beurteilen" und nicht stur inneren Werten, Landkarten, Glaubenssätzen, zu folgen… Wenn ich für mich erkennen darf, dass eine Änderung dieser Dinge dem Jetzt viel zuträglicher ist… Dann ist nichts Faules mehr daran. Dann benötige ich auch keinen Kompromiss, sondern bin im Sein. Schwinge im Lebensrythmus ständiger Veränderung, Feinjustierung, mit. Dann lebe ich das!
Vielleicht wird jetzt für den einen oder anderen erneut sichtbar, wie fragil diese Verbindungen zwischen Menschen sind! Zudem sind wir ja auch nicht jeden einzelnen Tag gleich gut drauf. Wir sind keine Maschinen, die haargenau dem Eingegebenen folgen. Stump jeden der 365 Tage im Jahr.
Selbstverständlich ist es hier wieder eine geniale Eigenschaft des Gehirns, dass wir auch diese Werte, Grundsatzgedanken, unser oft gesamtes Verhalten, Wissen, einer unbewussten Automation unterworfen hat. Ganze Lebensskripten erschaffen hat. Stellen wir uns vor, dass wir jeden Tag immer und immer wieder, alles erneut erst zu einem Lebensprozess zusammensuchen und -stöpseln müssten!
Und hier schließe ich jedoch den Kreis! Das Gehirn automatisiert zwar…
JEDOCH… es hat ein Hintertürchen offen gelassen! Wir haben die Möglichkeit – jede Minute unseres Lebens – diese Werte, Grundsatzgedanken, Glaubenssätze, inneren Landkarten, u.v.m…. auf ihre "Richtigkeit" zu prüfen!
Nur weil wir sie unter Umständen abänderten, hieße das niemals, dass wir z.B. "wankelmütig" wären. Das entspränge nur unreifen Geistes. Der Begriff "Kompromiss" verlöre für mich dann seinen schalen Beigeschmack einer faulen Lösung. Ich – nach meinem Gefühl – lebte dann am Puls des Lebens. Lebte ein Sein!
Selbstverständlich dürfen wir auch Werte beibehalten! Für uns! Einzig, so weit die Nasenspitze reicht!
Wir dürfen allerdings damit aufhören, von Anderen zu erwarten! Zu erwarten, dass diese jenes innere Wertesystem (unbedingt) teilen! Wir dürfen aufhören, mit diesem in Chance(n) denken. Solche Aussagen, wie "Ich dachte, Du verstehst das"… dürfen aufhören! Ja… ich darf das für mich denken. So oft und so lange ich will! Aber damit endet es auch. Es ist eine Überschreitung eigener Verantwortung, für den Anderen sozusagen mitzudenken! Dem Gegenüber meine eigene Vorstellung, Erwartung (dass dieser "das" versteht) aufzubürden!
Ich als "Sprachanalyst" würde zudem hier schon wieder im Sinne einer sprachlichen Deformation (Unvollständigkeit) nachhaken: Was ist "das", was das Gegenüber verstehen soll?!? Dieses "das" hat in keiner Weise Bezug, lässt höchstens Vermutungen zu. Ist also ganz klar Tilgung, wenn nicht gar Verzerrung der Tiefenstruktur, die eigentlich dahintersteht. Jene, die erklären würde, welches Wertedenken, welche Regeln letztlich als Referenz dienten.
Wir dürfen sehrwohl mit anderen Menschen über unsere Vorstellungen, Erwartungen sprechen. Ja wir sollten dies sogar ganz klar tun! Eben jeweils immer auf die einzelne Situation bezogen erforschen, ob wir vielleicht Gemeinsamkeiten finden. Diese dann leben, praktizieren können. Und selbst hier darf diese allfällige Übereinstimmung immer wieder geprüft und ggf. erneuert werden. Und nicht einfach festlegen: weil´s einmal so war/ist, ist es jetzt auf unbestimmte Zeit so. Nicht innerhalb von Jahreszeiträumen, ja nicht einmal innerhalb von Minutenzeiträumen!
Es ist doch letztlich, genau JETZT… in diesem Moment, wo Du dies liest, auch so!
Ich spreche mit Dir über meine Gedanken, mein momentanes inneres Bild, meine Landkarte. Präsentiere Dir diese in Form dieses Blogs.
Spreche ich nun davon, dass ich Dir eine Chance gebe, meinen Gedanken zu folgen, diese womöglich zu übernehmen, damit Du am Ende gleich denkst und fühlst?
Oder stelle ich die Gedanken in den Raum, stelle sie Dir als Leser vor. Punkt. Bin gleich einem Echolot, das "Pings" aussendet, um seine Umwelt zu erkunden. Auf die Resonanz achtet.
Und überlasse es nun zu 1000% rein Dir, ob überhaupt… und inwieweit Du Deine inneren Werte, Landkarten in diesem Moment überprüftst, vielleicht sogar änderst… oder einfach weiterhin Deine Chance an Mitmenschen verteilst…
Es geht letztlich nicht um das Bewerten, das Be- oder gar Verurteilen dieses Chance geben, dieses Erwartungen erfüllt sehen Wollen. Dies stünde mir auch niemals zu. Es geht vielmehr ums Bewusstmachen! Hinzusehen, hineinzufühlen.
Eröffnet das Leben nicht ständig Chancen, Möglichkeiten, Gelegenheiten… wie auch immer man dies nun in der sprachlichen Beschränktheit bennenen will…?
Doch: hat das Leben Erwartungen? Oder geschiet dieses einfach…?
Worin liegt die Chance? Ist Leben ein vorher einstudierter Dialog, mit einstudierten Handlungen. Jeder, der Inhalt des Theaterspielens, Konzepte von Theatergestaltung kennen würde, kann also genau erwarten, was als nächstes zu kommen hat…
Oder ist Leben vielmehr wie absolut pures Improvisationstheater, bei dem sich jede Zukunft einzig aus dem momentanen Jetzt ergibt? Keine Planung, kein Konzept. Hinstellen ins Leben und Tun… Jede einzelne Milisekunde…
Im Sinne einer täglichen Achtsamkeit, darf ich Dich nun jedoch gerne einladen, dieser Tage einmal darauf zu achten, in welchen Situationen… und wie oft, Du etwas, jemandem eine sogenannte Chance gibst. Sei es nun verbal ausgesprochen… oder "nur" in Gedanken!
Ich möchte Dich einladen, motivieren, inspirieren, diese jene "Seifenblasen", in denen sich unser jeweiliges Leben abspielt, teils beschränkt… zum Platzen zu bringen. Hinauszutreten ins Leben…
Möglicherweise entdeckst Du für Dich auch jene gewisse Muster einer Erwartungshaltung.
In diesem Sinne noch viel Spaß beim Entdecken und eine "chancenreiche" Woche…
Euer
Ernold Prinz
(Lifecoach, psycholog. Berater (i.A.), Sachbuchautor)
PS: Wer die Achtsamkeits-Beiträge nicht gelesen hat / erst jetzt "eingestiegen" ist… Die Blogs sind gerne nachzulesen,zusammengefasst auf der Projekt-Seite https://www.das-neue-ich.com/achtsamkeitstraining/
PS: Ein Direktlink zu meinem neuen Buch: Informations- und Kaufseite zur Verlagsseite von Tao.de
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