Eines der mitunter größten "Mantren" unserer Zeit: "Ich kann das nicht!"
Willkommen liebe Freunde und LeserInnen zu diesen Beitrag!
Im Zuge meines kleinen "Achtsamkeits-Projektes" möchte ich – sozusagen im Vorfeld – hier mal einen Punkt aufgreifen, den ich absolut einer Achtsamkeit zuordne.
Jene Aussage "Ich kann das nicht!"…, deren mögliche Entstehung, deren Auswirkung bis ins Heute, ja sogar in eine mögliche Zukunft.
Also…
…um diesem "Mantra der Neuzeit" auf die Spur zu kommen, ist es wohl erforderlich, wieder ein wenig weiter auszuholen.
Gehen wir also zurück in die Welt des Klein-/Kleinstkindes.
Was macht dieses Kind?
Stell Dir vielleicht mal die Situation vor… Da ist so ein Wonneproppen vor Dir. Blickt Dich mit großen, neugierigen, wachen, strahlenden Augen an… und Du grinst dieses Menschlein aus tiefster Freude an!
So gesehen ja nicht ungewöhnlich, oder?
Wie verhält sich das Kind? Vermutlich wird es auch sofort losgrinsen, glucksen vor lauter Freude. Wird Deine Freude mitunter auf unbewusster Ebene sehrwohl spüren! Es "antwortet" also auf seine Weise, reflektiert!
Würdest Du nur ein gekünsteltes Grinsen aufsetzen… Das Baby würde diesen Unterschied genau merken. Sein Grinsen wäre dann vielleicht ein wenig unsicherer. Über "fertige Gedanken" zu sprechen wäre zu diesem Zeitpunkt noch verfrüht…, aber das Kind ist seeehr feinfühlig, registriert die kleinste Kleinigkeit.
So.
Was nun macht das Kind, das Baby in diesem Moment aber noch?
Es beginnt zu modellieren, zu lernen!
Das Kind beobachtet, was sein Umfeld, seine Bezugspersonen zu diesem Zeitpunkt machen, verfolgt nach Möglichkeit auch die "Auswirkungen", die Reaktionen untereinander.
Und so praktisch auf der einen Seite nun dieses Lernen, Kopieren, Modellieren (ich komme gleich noch darauf zurück) ist, so "verteufelt" ist es mitunter auf der anderen Seite!
Einerseits also ist es in gewissem Sinne die erste Erfahrung in diesem und jenem, auf der anderen Seite aber beginnt hier schon das Kopieren von Verhaltensweisen. Das Kind erfährt hier in diesem Sinn Prägung durch das Umfeld.
Dieses Lernen nun… das sich bis zum Tode im Grunde nicht ändert, ist also nicht nur einfaches Ursache-Wirkung-Prinzip. Sondern es gleicht eher einer endlosen Schleife.
Nehmen wir ein noch besseres Beispiel:
Das Kind lernt ja irgendwann laufen, oder?
Kommt das jetzt einfach von irgendwo?
Nein.
Das Umfeld bewegt sich ja stehenden, gehenden Fußes.
Also beginnt das Kind irgendwann zu kopieren. Zu modellieren!
Was also ist dieses Modellieren?
Aus dem Gebrauch des NLP wird es dahingehend definiert, dass das Modellieren ein Prozess ist, bei dem Mensch A das zumeist erfolgreiche Verhalten von Mensch B kopiert. Sozusagen in die Haut von B schlüpft und mit dessen kopiertem Verhalten so lange zugange ist, bis A ähnliche oder schier idente Erfolge von B erzielt.
Phase 1.
Danach nun beginnt das Kind, teile des Kopierten wegzulassen und zu sehen, ob dieses Weglassen irgendwelche Auswirkungen hat. Hat es keine, dann kann es beibehalten werden. Ist nicht wichtig.
Hat es aber Auswirkungen, dass wird neuerlich modelliert, angepasst. Verhaltensprozesse beginnen und werden nach Optimierung abgespeichert.
Phase 2.
Die 3. und letzte Phase des Modellierens geht dann dahin, dass dieser Mensch A Möglichkeiten sucht, wie das Erlernte anderen Menschen beigebracht werden kann.
Und jetzt beginnen wir den Sack langsam zuzumachen…!
Die herkömmlichen Lernprozesse / Lehrprozesse verlaufen anders!
Im herkömmlichen Lern-/Lehrprozess wird ein gewisses Gesamtwissen angetragen. Die Kinder sollen/müssen alles lernen. Ob und wie die jeweiligen Erklärungen dazu erfolgen, lasse ich jetzt einmal dahingestellt.
Des Weiteren wird hier dann noch ein höchst kritisches Thema, dass jedes Kind seine eigenen inneren Präferenzen, Wissen aufzunehmen, entwickelt. Jedes Kind also entwickelt sich zu einer eigenen "Insel" … und es mag wahrlich eine Herausforderung sein, zu jedem Kind einen entsprechenden Zugang zu finden.
Wie auch immer … das Kind bekommt also Puzzlestein für Puzzlestein angetragen, welchen es zu lernen hätte. So, dass letztlich eine Art "Gesamtbild" entstehen sollte.
Hat das Kind nun Zeit und Möglichkeit, bei dem angetragenen Wissen nun aus Eigenem auszutesten? Kann es zum Beispiel Dinge weglassen und ausprobieren, ob dies dann Auswirkungen hätte?
Wohl kaum!
Ein sehr wichtiger Part fehlt dem Kind also im Lernprozess! Im Modellierprozess.
Meiner bescheidenen Meinung nach verhält es sich nicht viel anders bei den sogenannten Erfahrungen!
Wie kann das Kind den "erwachsen"?
Banales Beispiel: Das Benehmen bei Tisch
Bekommt das Kind gesagt, wie – nach welchen Bestimmungen, Regeln – man sich bei Tisch verhält, wie das Besteck zu halten wäre, das man nicht schmatze und kleckerte … und noch vieles mehr?
Ja oder Ja?
Gut. Kann sich das Kind erlauben, das Eine oder Andere mal wegzulassen? Auszuprobieren, welche Auswirkungen dies hätte?
Ja… im Grunde könnte schon… Nur welche Folgen hätte dies?
Im besseren Fall eine Rüge… im schlimmeren Fall – so wie´s bei mir teilweise ablief – setzt es eine ordentliche Schelle!
Nichts also mit Modellieren… sondern ganz einfach Vorgabe. Ursache – Wirkung.
Grade das zuletzt Geschilderte nun ist eine Weise, um dem Kind mehr oder minder direkt zu "lehren", dass es so … und das zu lernen hat, wie das Umfeld sich das vorstellt. Das Umfeld – nicht das Kind selbst!
Alles Andere wäre ja Chaos, Blasphemie, Aufwand.
Zu diesen körperlichen "Nettigkeiten" nun gesellen sich nun aber noch Andere, deren Wirkung nicht weniger gering zu sein vermag.
Welche dazu nun zählen könnten?
Als Beispiel: "Du kannst das nicht!"
Na klingelts da?
Fallen Dir da womöglich jetzt auch noch so manch andere Talentbezeigungen ein??? Von solche eher fast noch sachlich klingenden "Feststellungen" bishin zu verbalen Entgleisungen übelster Sorte!
Nochmal einen kleinen Schwenk zum Kind zurück…
Nehmen wir mal an, das Kind ist von etwas angetan. Gar fasziniert. Will das irgendwie "lernen".
Welche Möglichkeiten bleiben dem Kind dazu?
Na erst einmal im Umfeld abchecken, ob irgend jemand dort das schon tut. Referenz schaffen! Vorbild zum Abgucken suchen!
Hat es dieses "Vorbild" im "günstigeren" Fall dann gefunden, beginnt das Kind eben abzukupfern. Und versucht mit diesem Kopierten in der Regel, ähnlich erfolgreich zu werden, wie sein Vorbild. im "ungüstigeren" Fall muss es eben selbst auf Entdeckungsreise gehen. Irgendwie wirds schon klappen!
Und jetzt kommt der "Knackpunkt"!
Lässt das Umfeld das Kind kopieren, umsetzen, ausprobieren… im Sinne und Nutzen, zeitlichen Rahmen des wissbegierigen, lernenden, neugierigen, für alles offenen Kindes?
Oder funkt das Umfeld sehr bald dazwischen???
Sei es nun, dass man dem Kind doch helfen müsse…? MUSS MAN DAS???
Oder weiter, dass man in die Ausführungen des Kindes aktiv eingreift, anstatt das Kind weiterprobieren, -üben zu lassen, bis es SEINEN EIGENEN Weg gefunden hat?
Womöglich aber geht dann vielmehr die Geduld, die Zeit aus… Unruhe greift um sich. Unsicherheit, Mängel des Umfeldes treten zutage, spiegeln sich… und nicht zuletzt wird der Erfahrungsversuch des Kindes dann regelrecht abgewürgt.
Welche Gefahr birgt sich in dem Eingriff?
Zum Einen eben wird der Lern- und Erfahrungsprozess des Kindes unterbrochen, beeinträchtigt.
Zum Anderen nun… "Komfort-Tiger", "Bequemlichkeits-Heinis" die wir sind… glaubst Du, auch DAS käme aus der Luftverschmutzung?
Genau dieses Abnehmen, Aberkennen eigner Erfahrungsunternehmungen im Kindesalter trägt … trug einen Teil zu dieser Bequemlichkeit bei! Denn nur allzu gerne gewöhnt man sich daran… und erwartet dann vielmehr, dass ohnehin andere dann schon eingreifen, tun und machen, werden!
Willkommen!
Und es trägt mitunter auch sehr schnell bei, dass das Kind schon beim geringsten Anzeigen eines Fehlens, eines Scheiterns sofort auf den fatalen Gedanken kommt: "Ich kann das nicht!". Der Prozess eines Durchhaltens, einer Ausdauer, eines Erschaffens wird ebenfalls unterbrochen, abgewürgt.
Falls das Kind nun durch diverse Äußerungen (verbal oder auch über unbewusste Kommunikation) des Umfeldes darin dann noch bestärkt wird, trägt dies nun noch umso mehr dazu bei, dass das Kind unglaublich wirksame Grundsatzgedanken, Glaubenssätze abspeichert.
Und falls dieses Kind im späteren Erwachsenendasein nicht irgendwann einmal einen Moment des Erkennens ereilt, dann nimmt es diese mittlerweile gefestigte Einstellung mit ins Grab: "Ich kann das nicht!"
Dieses "Ich kann das nicht" hat also sehr früh, irgendwann dort einmal seine Entstehung gefunden, seinen Lauf wie ein roter Faden durchs Leben gesponnen. Minderwertigkeit, ja sogar bis hin zur Angst haben sich verbreitet.
Wird ausgestrahlt teils wie ein Leuchtfeuer hinaus ins Leben.
Und dann wundert sich so mancher, dass er wieder… und wieder… und wieder… und wieder zum Beispiel auf Menschen trifft, die einem dies mehr oder minder direkt ins Gesicht sagen? Die immer… und immer… und immer wieder BESTÄTIGEN, dass ich das nicht kann?!?!?!?
Was hat dies aber nun mit der Achtsamkeit zu tun, die kürzlich ein Kommentator als neumodernes "Hohlphrasengeblubber" bezeichnete…?
Ich könnte zum Beispiel genau dieses eine Beispiel einmal herauspicken…, beginnen, mein tägliches Verhalten, mein Reden, meine Gedanken zu beobachten.
Nur beobachten!
Nicht bewerten, nicht be- oder gar verurteilen!
Nur einmal festzustellen, wie oft es im Laufe eines ganzen Tages möglicherweise vorkommt, dass ich diesen Satz "Ich kann das nicht!" gebrauche…!?!
Und ich sage Dir in aller Bescheidenheit: Selbst wenn es nur einmal die Woche ist… ist dies einmal zuviel!
Dann habe ich dieses eine einzige Mal die Woche schon genug Aufgabe für meine Achtsamkeit, diese Benutzung von "Ich kann das nicht!" einmal anzusehen. Liebevoll anzunehmen. Und annehmend, neugierig zu erforschen, was denn zum Beispiel ich nicht können sollte!
Und im Weiteren ginge es dann von der "Pflicht" an die "Kür". Ich kann mir mal ansehen, ob ich dieses "Ich kann das nicht!" etwas umändern kann in "Ich kann das!"
Einzig ein Wort streichen. Aber ein Wort von immensem Ausmaß!
Als Beispiel aus eigenem Erleben: Was hatte ich mir in meiner Kindheit alles anhören müssen, was ich alles nicht könnte. Wie blöde ich denn sei. Wie oft hat dies Wiederholungen gefunden im späteren Leben…! Wie sehr hat sich dies ausgewirkt auf Möglichkeiten und Chancen, die ich dann letztlich mit einem "Ich kann das nicht!" kategorisch "erledigt" hatte.
Und?
Irgendwann stand ich vor dem Wunsch, ein Buch zu schreiben.
Was glaubst Du, was da wohl sehr schnell wieder an Gedanken im Vordergrund stand?
Na "Ich kann das nicht!" natürlich! Ich hatte es ja oft genug von meinem Umfeld gehört! Und die mussten es ja wissen!
Sch… drauf!!!
Gar nichts wussten sie!
Und dieses Jahr nun soll mein 2. Buch rauskommen!
Soviel also dazu!
Lieber Leser, liebe Leserin!
Achtsamkeit also ist für mich früher vielleicht auch so ein nebuloses Wort gewesen, dessen Bedeutung, dessen Inhalt und mögliche Tiefe mich erst erreichen durften. Auf die ich mich erst einlassen durfte.
Wir sind tagtäglich oft in solchem Automatismus, dass dieses Wort, seine Bedeutung und Anwendung teils erheblich an den Rand der Existenz gedrängt wurde.
Meines Erachtens aber darf diese Achtsamkeit wieder in den Mittelpunkt rücken!
Mit dieser Achtsamkeit können wir diesem und anderen möglichen unwahren Grundsatzgedanken, Glaubenssätzen womöglich auf die Spur kommen. Sie beobachten, überprüfen, anpassen an das Jetzt, transformieren in eine Motivation.
Denn nur was wir selbst leben, womit wir selbst unser Leben füllen…, das was wir für uns modellieren, ausprobieren… Dazu finden wir auch einen Weg, dies dann weiterschenken zu können!
Schenkt Achtsamkeit Euch selbst, auf dass sie durch Euch hinausstrahlen und -wirken kann in die Welt!
Macht ein "Ich kann das!" möglich!
In diesem Sinne wünsche ich Euch also ein wunderschönes Wochenende…
…den Mami´s dieses herrlichen Planeten einen wundervollen Muttertag!
Nehmt die "Achtsamkeit" in dem Sinne aber nicht nur für diesen einen Tag… sondern als Anlass für den Rest Eures Lebens!
Euer Prinzerl
PS: Infos zum Projekt "Achtsamkeit" findet Ihr hier: Projektbeschreibung/-erklärung
Bildquelle: Pixabay, Facebook