passive Aggressivität…
…ein absoluter Konfliktförderer, entstanden zumeist in der Kindheit.

Herzlich willkommen liebe LeserInnen!

Anhand eines weitreichenden Themas lässt also mitunter erneut die Vergangenheit ein weiteres Mal grüßen.

Diese erwähnte passive Aggressivität vergleiche ich bildlich so auf die Art eines "unterirdischen Kohlebrandes". Er schwelt so "unterirdisch"… also großteils völlig unbewusst… dahin. Weggeschlossene Wut über mangelnde Bedürfnisbefriedigung, indirekt kanalisiert über das Umfeld. Ein Umfeld vergiftend, manipulierend. Drückt sich in dem Sinne zu sehr hohem Prozentsatz selten direkt aus. Wirkt jedoch teils massiv – und vor allem auf Dauer verheerend – in der unbewussten, zwischenmenschlichen Kommunikation.

Was ist diese passive Aggressivität nun?
Alleine vom Klang her könnte man hier schon eine gewisse "Zerrissenheit" fühlen. Denn einerseits fällt hier das Wort "passiv", andererseits "Aggressivität". Und herkömmlich kennen wir besagte "Aggressivität" viel eher aus einem oft ziemlich "aktiven Geschehen". Wie also kann eine aktive Aggressivität gleichzeitig passiv sein…?
Irgendwie also scheint hier ein "Widerspruch" vorzuliegen.

Gemäß dem ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) wird die passive Aggressivität tatsächlich als Persönlichkeitsstörung geführt.
Beschrieben wird diese Aggressivität mit einer Art Trotzverhalten, dass sich über eine Pubertät hinaus manifestiert. Dieser Widerstand richtet sich gegen (zumeist autoritären) Anforderungen mit einer durchgängig negativen, angstbeeinträchtigten und abwertenden Grundhaltung. Es handelt sich um eine Einstellung, die einerseits Menschen zu unterstützen scheint. Sich gleichzeitig jedoch gegenüber Anforderungen in passiven Widerstand versetzt. Entweder haben die "Betroffenen" keine sozial angemessene Kompetenz im Umgang mit Ärger und Wut gelernt, oder sie haben Angst, dass die Durchsetzung ihrer eigenen Bedürfnisse gehemmt oder behindert wird (mangelnde Konfliktfähigkeit). Die negativistische Persönlichkeit zeichnet eine besondere Ambivalenz von beobachteter (dennoch-)Zustimmung und (dennoch-)Verweigerung aus. Also oftmaliger Bedürfnisbefriedigung und Bedürfnisunterdrückung gleichzeitig. Oder sich wechselnd.

Menschen in dieser passiven Aggressivität fühlen sich von anderen oft missverstanden, können anhaltend über persönliches Unglück klagen. Sind häufig und "gerne" streitsüchtige Zeitgenossen. Zeigen sich gegenüber Kritik sehr empfindlich, üben jedoch im Gegenzug gerne übermäßig und scharf Kritik. Teils sogar vermengt mit regelrechter Verachtung, was ihre Position keinesfalls verbessert. Sie begegnen vermeintlich "glücklicheren" Menschen mit Neid, Missgunst, Groll oder einem eigenartigen, kaum nachvollziehbaren Wechselspiel zwischen feindseeligem Trotz und (teils mitunter schier unterwürfiger) Reue.
Die zutage tretende Zwiespältigkeit im Denken und Handeln und das geringe Selbstwertgefühl, das aus einer solchen Einstellung entsteht (ständige fremd-Abwertung schlägt meist in eine selbstzerstörendede selbst-Abwertung um). Sie führen unbewusst oft zu Auseinandersetzungen und Streitigkeiten mit dem Umfeld. Wiederum daraus resultierende Enttäuschungen werden auch häufig auf andere projiziert, Schuld anderen zugewiesen.

Klingt doch richtig übel, oder?

Das "üble" an dieser Sache ist: wie schon zuvor beschrieben… es tritt nicht wirklich offen zutage!

Es gibt selbstverständlich hier gewisse "Anzeichen", die man sowohl im eigenen Verhalten, als auch im Verhaltenen eines allfälligen Gegenübers beobachten kann.
Doch… wie bei jeder Beobachtung bedarf es hier eines absolut offenen und ehrlichen Willens dazu. Einer inneren Bereitschaft, sich selbst auf den Grund zu gehen!

Ist dieser nicht vorhanden, läge es im Grunde in der "Eigenschaft" dieser aggressiven Passivität, dass man sich selbst sozusagen "in den Sack lügt" und auch in diesem Zusammenhang die Verantwortung von sich weist.

Auffällig wird im Grunde eine solche "Beeinträchtigung" im Falle auftretender Inkongruenz des Denkens und Handelns. Es offenbart sich in einem Widerspruch des Denkens (Fühlens) und Handelns.

Zum Beispiel im allseits beliebten Arbeitsbereich: Ein Mitarbeiter erhält von seinem Vorgesetzten Lob. Erhält vom Chef gleichzeitig noch ein oder zwei Empfehlungen, kleine Bereiche vielleicht noch umzustellen. Der Mitarbeiter blendet mitunter das Lob dann völlig aus. "Sieht" nur mehr die beiden "Anregungen" als Kritik.
Und jetzt kommt die passive Aggressivität in ihrer Erscheinungsform an die Reihe.
Der Mitarbeiter macht die bekannte "gute Mine zum bösen Spiel". Lässt in Richtung Chef nichts von empfundenem Ärger durchblicken. Lächelt gar…
Dann kehrt der Mitarbeiter zu Kollegen zurück… und lässt an dortiger Stelle zum Beispiel seinem Frust mal so richtig freien Lauf.
Oder noch "schlimmer": frisst auch dort seinen Frust weiter in sich, wertet sich auf´s Übelste selbst ab. Und geht in passiven Widerstand.
Setzt die Anregungen des Chefs ohnehin nicht um. Geht sogar soweit, dass er durch "passiven" Widerstand gar auch noch Arbeiten von Kollegen boikottiert.

Klingelt da was?

Und das ist jetzt nur eines von vielen "Beispielen", wie sich diese passive Aggressivität ausdrücken kann.

Ein weiteres bekanntes Beispiel einer solchen "Auswirkung": Wenn es zum Beispiel einen Konflikt gibt… und eine Seite dann vehement schweigt. Also sein Gegenüber dann über Gedanken und/oder Gefühle völlig im Unklaren lässt. Im Inneren jedoch brodelt es und dieser Mensch geiselt sich nach allen Regeln und Künsten.

Oder die Menschen (sie)…

(Auszug aus: Siegmund Linda. Passive Aggression: Ein leicht verständlicher Schritt-für-Schritt Ratgeber zum Umgang mit verborgenen Aggressionen (Passive Aggressivität))

Reichen diese Beispiele als Beobachtungsansatz???


Woher kommts nun aber?

Nein… auch diesmal haben sich´s die Menschen nicht mit Strohhalmen aus dem Boden gesogen.

Diese Verhaltensmuster entstehen – wie schon oft – in einer Kindheit, in einer Zeit der Anpassung an Liebe gegen Leistung, an diverse Vorgaben und Erwartungen eines Umfeldes.
In dessen Zuge darf ein Kind seine Meinung, seine Gefühle mitunter wenig bis gar nicht ausdrücken. Oder man lehrt dem Kinde zum Teil, welche es an welcher Stelle auszudrücken hätte… oder auch nicht.
Ein Kind fühlt sich nicht wahrgenommen. Nicht ernst genommen.
Das Kind geht in Trotzhaltung.
Und wie wiederum reagiert das Umfeld darauf?

Die Bandbreite ist auch hier groß. Zumeist jedoch geht diese Reaktion in Richtung Unmutsäußerung. Ob das "Umfeld" nun lautstark mittels verbaler Zurechtweisung und Konsequenz reagiert, ob es gar handgreiflich wird und so Einstellungen, Gedanken und Gefühle des Kindes negiert… oder natürlich auch über diese passive Aggressivität reagiert…
…im Grunde wird diesem "Schwelbrand" hier Nährboden verschafft. Ein Teufelskreislauf beginnt.


Woher weiß ich das nun wieder?

Hätte ich die Weisheit mit dem Löffel gefressen? Nein!
Es bedurfte auch erst einiger Lektionen und gewisser Gedanken- und Gefühlsansätze, mein Denken und Tun einer gewissen "kritischen Bewertung"… oder besser… Analyse zu unterziehen!
Es bedurfte einiger Geduld mir selbst gegenüber, da gewissen Dingen die Zeit zur Entwicklung zu lassen.
Schlussendlich einer gewissen Akzeptanz meiner selbst, dass dies nun eben auch ein Teil von mir war oder ist. Dieser Teil, jene Muster, die ich in meiner Kindheit vorgelebt bekam… und irgendwann unbewusst übernahm. Lebte. Andere und mich selbst damit belastete.

Jedoch wie ist das mit dem Puzzle-Spielen? Bringt man da auch das gesamte Bild auf einen Schlag in Betrachtung? Oder ist so manches "Teilchen" eine Sache höchster Konzentration?
Kleinarbeit, Teil für Teil auszuprobieren, zusammenzufügen. Und wie oft hat man beim Puzzle ein und dasselbe Teil mehrfach in Händen, ohne dass es sofort passend ist…?
Wie im richtigen Leben also…  laugh

Was will ich letztlich damit zum Ausdruck bringen?
Nichts ist unmöglich!
So auch nicht eine Veränderung in diesem passiven Aggressionsdenken!

Ebenfalls wie im richtigen Leben – manches Mal benötigt es eben mehrere Anläufe, mehrerer Lebenssituationen, in denen man seine "Ohrfeigen" abholt.
Es brächte nun wenig, gleich mit der "Schuldkeule" zu schwingen gegen die damalige Kindheit…, gegen ein Umfeld… oder dergleichen. All diese Menschen darin wussten es zu jedem einzelnen Moment auch nicht besser. Konnten aus Ihrer Haut genauso wenig heraus, wie wir heute.
Genauso wenig brächte es besagte "Keule" gegen uns selbst zu schwingen. Für uns – als Kinder – war damals die Situation so. Und Punkt. Es war damals!

Heute nun ist aber nicht damals!

Heute sind wir in der Lage, jede Situation, jeden Gedanken, jedes Gefühl, erneut und ganz genau unter die Lupe zu nehmen.
Im Heute haben wir eine Sprache, mit der wir sehrwohl unseren Gedanken und Gefühlen Ausdruck verleihen können.
Und "zur Not" können wir auch eine Konfliktfähigkeit erlernen, sodass wir selbstverständlich nicht gleich jedem Nächstbesten unsere Wut um die Ohren schmeißen… jedoch auch dem in angemessener Form Ausdruck verleihen können.
Nicht in beschuldigender, anklagender Form… sondern aus einer Ich-Form heraus.

Und wenn wir bei diesem Ausdruck auch einräumen, einen "Fehler" gemacht zu haben…
…WIR SIND MENSCHEN!
Menschen dürfen "Fehler" machen, denn daran können sie wachsen. Fehler darf in diesem Kontext keine Anklage, kein Festnageln sein. Sondern als Momentaufnahme dessen, was in diesem Moment nicht funktioniert, gepasst hat. Es ist auch kein Schuldgeständnis oder gar Ausdruck von Schwäche! Im Gegenteil!
Wir sind in der Lage, über diese "Fehler" in der Chance, Vielfalt zu entwickeln. Nicht verbeißen an einer oder wenigen Dingen, sondern eine Öffnung des Geistes für Vielfalt schaffen. Eben mitunter ungewohnte Wege zu gehen.


Im Sinne einer folgenden Achtsamkeit darf ich jeden nun herzlich einladen…:
Beobachten!
Am Besten beginnend bei sich selbst!
Und selbst, wenn einem Anzeichen dieser passiven Aggressivität am Gegenüber eher auffallen sollten… Denken wir liebevoll an den Lebensspiegel!

Beobachten also, den Geist öffnen für dererlei Dinge! Zulassen.
Das ist schon die "halbe Miete"!

Zur Veränderung letztlich gibt es genug Lektüre, in die sich jeder einlesen kann. Es bedarf keiner teueren Medikamente oder Therapien. Es bedarf nur eigenem Willen und Liebe.
Freilich kann sich jeder auch ein wenig Hilfe beiziehen. Ich – für meinen Teil – tue das mittlerweile sehr gerne. Denn sich selbst gegenüber hat man oft eine gewisse "Blindheit".

In diesem Sinne also wünsche ich Euch eine spannende Zeit der Beobachtung!
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Habt eine schöne Zeit!

Euer
Ernold Prinz

(Lifecoach, psycholog. Berater (i.A.), Sachbuchautor)

 

PS: Wer die Achtsamkeits-Beiträge nicht gelesen hat / erst jetzt "eingestiegen" ist…  Die Blogs sind gerne nachzulesen,zusammengefasst auf der Projekt-Seite  https://www.das-neue-ich.com/achtsamkeitstraining/

PS: Ein Direktlink zu meinem neuen Buch: Informations- und Kaufseite zur Verlagsseite von Tao.de

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